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Wie Marken die Krise mit Glaubwürdigkeit und Storytelling meistern

Geschrieben von Naomi Owusu | 15 Juli 2020
Täglich neue Verkündungen, stündlich neue Zahlen, fast minütlich neue Interpretationen — die Newslage im Zuge der Corona-Krise ändert sich rasant. Doch zwischen all den Fakten tummeln sich auch vermehrt Fehlinformationen: Naomi Owusu, CEO von Tickaroo, über Trust und Fake News in Zeiten von Corona — und wie Medienmacher sich nun positionieren müssen.

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Drosten, Kekulé und wer oder was ist die Johns Hopkins University?

Die Zahl der einflussreichen Virologen wie Christian Drosten, Alexander S. Kekulé oder auch Hendrik Streeck steigt gefühlt Woche für Woche. Damit wachsen aber auch für Medien die Chancen, wissenschaftliche Einblicke und Statements in vermeintlich fundierte Analysen im Sinne der Leserinteressen zu verpacken. Doch hier zeigt sich in den vergangenen Wochen der Schwachpunkt der breiten Berichterstattung. So drohte Drosten jüngst mit einem Rückzug aus den Medien, da durch die Berichterstattung, u.a. in Talkshows, vermehrt Konflikte zwischen Wissenschaftlern geschürt worden sei. Dazu kommen tägliche Fallzahlen, die sich oft merklich je Medium voneinander unterscheiden und mit der Johns Hopkins University erscheint eine Institution auf der Bildfläche, die vorher kaum einer fachfremden Person hierzulande bekannt gewesen sein dürfte. Die Entwicklungen der Ausbreitung lassen sich an den numerischen Werten am besten ablesen, so scheint es — doch wer weiß überhaupt, wie hoch die Seriosität der Informationen ist? Die Johns Hopkins University beispielsweise ist zweifelsohne die Instanz, die die Gesellschaft täglich mit wertvollen Daten versorgt. Von der breiten Masse wird dies akzeptiert, aber kaum öffentlich hinterfragt.

 

Kaum kontrollierbar: Warum Social-Media-Nutzer kritischer werden müssen

Ob Posts in den sozialen Netzwerken Facebook, Twitter, Instagram oder TikTok korrekte Informationen vermitteln, lässt sich kaum kontrollieren. Neben News-Medien, die mit Clickbait-Artikeln und oft kontroversen Überschriften Leser für sich gewinnen wollen, gibt es vermehrt Influencer, die tagesaktuelle Informationen aufgreifen und damit wiederum für ein unklares Nachrichtenbild sorgen. In diesen Tagen ist dies ein äußerst kritischer Umstand. Dabei ist es egal, ob es nur wenige hundert „Fans“ eines regionalen oder viele Millionen Follower eines deutschlandweit bekannten Internetstars sind: Mit jeder falschen oder missverständlichen News steigen nicht nur Kommentare und Interaktionen, sondern auch die Verunsicherung, da sich hier schnell eine bedenkliche Informationskette entwickelt. Dazu kommen teils finanzielle Interessen der handelnden Personen, denn jeder Beitragsklick, jede Interaktion bringt ihnen Geld ein. „Habe ich gelesen“, ist in der Gesellschaft immer öfter ein Synonym dafür, auf sozialen Netzwerken neueste Sachlagen erfahren zu haben. Doch hier zeigt sich: Die Aneignung von Wissen ist ein nebenläufiger Zeitvertreib geworden. Dass der Leser von heute oftmals autark und nach eigenem Interesse neue Fakten recherchiert, wird aufgrund des massenhaften Konsums von Kollektiv-Netzwerken zur Ausnahme. Dieses erlernte Nutzungsverhalten hat sich im Laufe der letzten Jahre entwickelt. Die Corona-Krise zeigt uns, dass es mehr denn je wichtig ist, seriöse Berichterstattung als solche zu erkennen und als Leser gleichzeitig kritischer zu werden. 
 

Trust News: Mit Glaubwürdigkeit und Storytelling die Marke stärken

Dass Glaubwürdigkeit eine zunehmend große Rolle spielen, lässt sich bereits an den Einschaltquoten von Fernsehsendern erkennen. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten weisen in diesen Tagen starke Zahlen auf, wie DWDL berichtet . Verbraucher sehnen sich nach fundierten Informationen und seriösen Quellen, die sie über die TV- und Online-Präsenzen von ARD und ZDF erhalten wollen. Das Vertrauen liegt folglich in der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung, zeigt aber andererseits wieder die Bequemlichkeit des erlernten Nutzungsverhaltens in Bezug auf den Medienkonsum. Marken stehen in ihrer Berichterstattung vor der Herausforderung, die Leser dazu zu motivieren, sich autark zu informieren und die täglichen Geschehnisse sachlich zu diskutieren. Mittlerweile differenzieren Leser kaum zwischen Social Media und Online, Print oder Rundfunk-Berichterstattung. Hier liegt für Medienmacher eine Chance, mit einem seriösen Informationsangebot auch neue Leser zu erreichen. Aus diesem Grund sollten sie in ihrer Berichterstattung auf Trust News setzen und…
 

…Quellen benennen, verlinken und erklären:

Selten waren Quellenangaben von größerer Relevanz. Daten, Zahlen und die Faktenlage ändern sich in brisanter Geschwindigkeit. Daher müssen Quellen sauber angegeben und im Beitrag referenziert werden. Gleichzeitig — wie im Falle der Johns Hopkins University — ist es wichtiger denn je, darüber aufzuklären, welche Bedeutung der jeweiligen Quelle zugemessen werden kann. Das bedarf weitreichender Erklärungen und Hintergrundinformationen, um die eigene Berichterstattung als seriös positionieren zu können. Zudem empfiehlt es sich, die Informationsseiten der deutschen Bundesregierung zu verlinken.

 

Zusammenhänge korrekt darstellen:

Thesen über mögliche Abhängigkeiten haben in diesen Tagen keinen Raum und sorgen für Verunsicherung: Nur direkte und für den Leser nachvollziehbare Zusammenhänge schaffen Vertrauen und Sicherheit. Das bedeutet, Aussagen der Akteure 1:1 und korrekt im Kontext wiederzugeben. Dazu gehört, eigene Meinungen und Interpretationen klar von der sachlichen Berichterstattung für den Leser in Form von Kolumnen oder Kommentaren abzugrenzen.
 

…Digitales Storytelling nutzen:

Weil sie Daten und Fakten so aufbereiten, dass sie sich schnell konsumieren lassen, erfreuen sich Corona-Infografiken, Liveticker und Push-Benachrichtigungen seit Wochen großer Beliebtheit. Hier schaffen Medien die zeitaktuelle, sachliche Berichterstattung mit einer emotionalen visuellen Aufbereitung zu vereinen. Digitales Storytelling wird auch im Journalismus wichtiger, speziell in Hinblick auf den meinungsbildenden und diesbezüglich fragwürdigen Einfluss von Social Media.
 

Fazit: Medienmacher positionieren sich jetzt für die Post-Corona-Zeit

In Deutschland wird die Diskussion um seriöse und unseriöse Quellen geführt, Medienmacher wiederum stellen gerade die Weichen für die eigene Zukunft. Die große Verunsicherung in der Gesellschaft bietet vielen Online-, Offline- und Rundfunk-Publikationen die Chance, sich als Vertrauensmedium zu positionieren. Leider sind Fake News kein Phänomen, das sich nur in Social Media finden lässt, auch sind Clickbaiting-Headlines ein viel genutztes Instrument, um sich gegenüber der Konkurrenz durchzusetzen. Mögen diese zweifelhaften Methoden zwar für kurze Zeit für mehr Aufrufe und eine höhere Auflage sorgen — in der Post-Corona-Zeit werden sich Leser erinnern, welches Medium qualitative Informationen liefert, welcher Influencer Ängste geschürt und wer seriös über Fakten berichtet hat. Auch wenn wir die derzeitige Situation gerne vermieden hätten: Medienmacher sollten die Gelegenheit nutzen, sich als erste Anlaufstelle für vertrauenswürdige Berichterstattung zu positionieren.