Die Fußball-EM ist gerade erst vorbei, schon steht mit den Olympischen Spielen in Paris bereits das nächste große Sportereignis unmittelbar bevor. Unter dem Motto Jeux Ouverts à Tous (Games Wide Open) sollen Inklusion, Offenheit und das Gemeinschaftsgefühl des globalen Events betont werden. Doch geht es bei solch großen Veranstaltungen schon lange nicht mehr nur um Sport! Das Publikum interessiert sich zunehmend für die Geschehnisse abseits vom Wettkampf und so werden diese Großereignisse schnell zum Mittelpunkt zahlreicher Diskussionen und Debatten. Für Medienschaffende bedeutet das, flexibel zu sein und auf andere, kreativere Formate zu vertrauen – abseits vom klassischen Fernsehgerät. Naomi Owusu, CEO von Tickaroo, weiß, was die Zuschauer*innen abseits von ihrem Lieblingssport beschäftigt und wie sie erreicht werden können.
Lasst die Spiele beginnen! Im Sport als auch in der Medienberichterstattung wird viel gegeben.
Olympics reloaded – Nachhaltigkeit oder doch nur Greenwashing?
Die Olympischen Spiele sind zwar nach wie vor beliebt, doch vor allem jüngere Generationen verzichten zunehmend auf den Nachrichtenkonsum im Fernsehen und setzen mit dem Wunsch nach Austausch stattdessen auf Social Media. Hier tragen vor allem unfreiwillige Debatten maßgeblich zur Reichweite und zum Publikumssegment bei. So forderte beispielsweise über X (ehemals Twitter) ein User dazu auf, die Seine im Rahmen einer Protestaktion zu verunreinigen, denn der Fluss ist seit Jahren extrem schmutzig und soll erst jetzt vor dem Anlass der Spiele gereinigt werden. Zwar brachte #JeChieDansLaSeine den Unmut der französischen Bevölkerung deutlich zum Ausdruck, ganz ernst meinte es der Verfasser mit seinem Vorhaben aber natürlich nicht.
Deutlich schärfere Diskussionen gab es im Vorfeld dagegen in Sachen Nachhaltigkeit. Seit Jahren steht das IOC in der Kritik, sich nicht für den Umweltschutz zu interessieren. Paris 2024 sollte das ändern und die diesjährigen Spiele sollten grüner, sauberer sowie CO2-freundlicher werden. Doch während es innerhalb der Metropole tatsächlich positive Ansätze gibt, zeigt ein Blick nach Tahiti die fatalen Zerstörungen, die im Rahmen der Surf-Wettbewerbe verursacht wurden. Denn in dem französischen Überseegebiet mussten für eine konforme Austragung Bauten inmitten eines Korallenriffs errichtet werden, was eine massive Schädigung des Ökosystems zur Folge hat. Auch diese Nachrichten sind Teil der Olympischen Spiele, die die Zuschauer*innen wissen wollen. Live-Blogs, wie der des belgischen Mediums HBVL, sind hier eine gute Möglichkeit für Journalist*innen, die Fans sowohl mit täglichen Updates zu versorgen, als auch ein Stimmungsbild vom Austragungsort zu vermitteln. Damit geben sie dem Publikum einen authentischen Einblick darin, wie der Wettbewerb im jeweiligen Land eigentlich wahrgenommen wird und welche Auswirkungen die Ereignisse auf Natur und Umwelt haben.
Olympia ist für alle da: Echte Nachrichten nah am Publikum
Diese Veranstaltung ist längst nicht mehr nur eine Bühne für Sportler*innen, sondern auch ein Spiegel der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Paradoxerweise führen genau diese Themen zu einer Reichweite, die klassisches lineares Fernsehen nicht mehr erreichen kann. Als „snackable“ Content für zwischendurch eignen sich Echtzeit-Inhalte von Liveblogs enorm und ermöglichen zudem einen authentischen, interaktiven Austausch. Das geht über Q&A-Formate mit Athlet*innen, über Meinungsumfragen zu Schlüsselmomenten bis hin zu Abstimmungen und eindeutigen Hashtags in sozialen Medien sowie Live-Kommentarblöcken. Welche Herausforderungen müssen die Wettkämpfer*innen bewältigen? Wie können Gender Equality und Inklusion sichergestellt werden? Wie schwer ist die Teilnahme für geflüchtete Athlet*innen? Diese Fragen beschäftigen gerade jüngere Generationen zunehmend und Fans interessieren sich für alles rund um ihre Vorbilder; egal ob Porträts, den persönlichen bzw. familiären Background oder den beruflichen Werdegang.
Nachrichtenredaktionen müssen diesem Trend und dem Interesse ihrer Leserschaft folgen und sowohl den Sport als auch das große Ganze im Blick behalten, um das Engagement der User*innen zu gewährleisten. Berichterstattungen wie der kicker Live Ticker geben neben den Ergebnissen zu den Wettbewerben zahlreiche Informationen rund um die Spiele – egal, ob es um einen Protest von Tänzer*innen für bessere Arbeitsbedingungen oder um den diesjährigen Fackelträger Snoop Dogg geht.
Wasserballett – eine der 32 Disziplinen innerhalb der Olympischen Spiele.
Quelle: cottonbro studio on Pexels
Talent gewinnt das Match, Teamwork gewinnt das Spiel
Für Nachrichtendienste sowie Journalist*innen ist Live-Blogging eine optimale Möglichkeit, um den Nutzerbedürfnissen ihrer Zielgruppe gerecht zu werden und im Wettlauf mit den sozialen Medien um Zuschaueranteile mitzuhalten. Auf die Fans warten in den kommenden Tagen 329 Wettkämpfe. Da einen umfassenden Überblick über die Sportarten zu geben ist keine leichte Aufgabe. Doch während sich viele Nachrichtenorganisationen auf die Übertragung der athletischen Ereignisse fokussieren werden, bietet die öffentliche Diskussion um die Spiele herum auch eine Chance. Sowohl für Journalist*innen, die mehr Authentizität und Publikumsnähe etablieren können als auch für das IOC selbst.
Die bevorstehende Live-Berichterstattung soll kein Blame Game sein, denn die Entwicklung hin zu nachhaltigen, fairen Spielen ist immer ein Prozess. Kontroversen gehören eben ein Stück weit zum Sport dazu, denn Großereignisse wie die Olympischen Spiele 2024 bieten ein geschütztes Umfeld, in dem Missstände offen angesprochen werden können. Indem das Publikum in diesen Diskurs einbezogen wird, entsteht ein Gemeinschaftsgefühl, das die Beziehung zwischen Medienschaffenden und ihren Zielgruppen stärkt. Anstatt sich auf einen marathonartigen Informationssprint innerhalb dieser zweiwöchigen Veranstaltung zu fokussieren, sollten Redaktionen ihre Leserschaft in den Mittelpunkt stellen, um eine sinnvolle und intensive olympische Erfahrung für alle zu gewährleisten. So sind die Spiele tatsächlich für alle geöffnet!